Das Gefühl, betrogen worden zu sein

)

Gerade geistert der Clip der Modemarke Wren mit den schicken Küssern durchs Netz, kurz nachdem Supergeil, den ich weiter unten verlinkt habe, für Furore gesorgt hat. Auf Facebook zeigen sich Menschen geradezu angekotzt von der Erkenntnis, wie so genannte „virale“ Clips von der Industrie gepusht werden. Blogger werden bezahlt, um über die Clips zu schreiben etc.
Ein interessantes Phänomen, auf das man achten sollte. Zu viel vorgegaukelte Authentizität scheint User zu ärgern. Besonders wenn so direkt Emotionen angesprochen werden wie in „First Kiss“. Eventuell sollten Marken wieder dazu übergehen, sich als Absender deutlicher zu machen, anstatt den Usern Content „unterzujubeln“. Wäre wert, darüber nachzudenken. Schließlich wollen Clips, dass man sie mag. Hinterher zu merken, dass sie von einer Marke stammen kann ein Gefühl hinterlassen, wie von einem Liebhaber betrogen worden zu sein.

Eventuell befinden wir uns in Phase II des viralen Marketings.

Interessant an dem Clip ist auch die Mischung aus werberischer Ästhetik und sozialem Experiment und die geradezu vorhersehbare Integration homosexueller Paare. Eventuell ein neuer Standard.

Social Media und KMU’s

Gerade für kleine und mittlere Unternehmen sollte die Integration von Social Media Aktivitäten selbstverständlich sein, denn mithilfe von Facebook können Zielgruppen sehr genau definiert und durch Anzeigen auf sich aufmerksam gemacht werden. Facebook Marketing ist im Vergleich zu klassischen Werbeformen nur mit niedrigen Kosten verbunden.
Für den Berliner Schmuckdesigner Carl Dau baue ich gerade eine Facebook-Community auf. Inzwischen sind wir bei 1600 Facebook-Freunden, die etwa 14tägig neue Objekte oder Schmuckstücke aus der Design-Manufaktur und Informationen über Ausstellungen erhalten.
1600 Freunde, das klingt zunächst einmal überschaubar, aber im Kommunikationsbereich gilt: „Wer den Kunden nicht ehrt, ist den Ansturm nicht wert.“ Zudem multiplizieren sich die 1600 mit ihren durchschnittlich 150 Freunden, potentiell können also 240.000 Menschen Aktivitäten von Carl Dau auf Facebook beobachten. Gar nicht so schlecht, oder?

Die Kosten für einen gewonnenen Interessierten werden vergleichsweise noch niedriger, wenn man die Anzahl der Informationen, die der Kunde erhält mit denen für die Kundengewinnung vergleicht.
An dieser Stelle ist Facebook unschlagbar, denn während man bei der klassischen Werbung jede Anzeige bezahlen muss, geht es bei Facebook-Anzeigen darum, Freunde zu gewinnen. Diese Freunde können dann beständig Informationen und Nachrichten aus dem für sie interessanten Unternehmen erhalten, dafür fallen keine weiteren Kosten an.
Zusätzlich sieht auch das Netzwerk ihres Facebook-Freundes seine Kommentare im Newsfeed.
Facebook ist allerdings kein reiner Sendungskanal. Die Königsdisziplin ist es, mit ihren Kunden über Facebook einen Dialog auf Augenhöhe aufzubauen.

Viel Spaß dabei!

Produkte aus der DDR

Bildschirmfoto 2014-03-04 um 10.49.50

Wer sich noch vor kurzem gefragt hat, warum die DDR dem Untergang geweiht war, der wird durch dieses Produkt ein wenig aufgeklärt. Schulküchen-Tomatensauce, das alleine weckt doch die Erinnerung an matschige Pasta und undefinierbares rotes Zeug. Und überhaupt, im Rahmen dieser Produktlogik wäre natürlich eine Ausweitung der Palette fällig, ich bin für Knast-Eintopf, der Claim wäre natürlich: „Den hast du dir selbst eingebrockt.“ Zu kaufen gibt es die Schulküchen-Sauce übrigens tatsächlich bei REWE. DDR-Nostalgiker machen wirklich vor gar nichts halt.

Im Kopf umparken

http://www.youtube.com/watch?v=2djRMoYpiP4

Mit einem viralen Clip macht Opel derzeit auf sich aufmerksam machen. Hintergrund ist das Negativ-Image, unter dem die Marke leidet und das sie nun bekämpfen möchte.
Über die Krücke „Vorurteile“ möchte sie potentielle Autokäufer also davon überzeugen, dass nicht jeder Popel einen Opel fährt, sondern man sich die neue Produktpalette ganz vorurteilsfrei anschauen soll.
Aber ob diese Verbindung im Kopf der Konsumenten funktioniert? Mir persönlich fehlt der Abbinder am Ende, die Auflösung und der Verweis auf den Opel-Konzern. Es zeigt sich immer wieder, dass große Unternehmen ganz schön im eigenen Saft schmoren, wenn sie denken, dass sich Konsumenten vor Überraschung gar nicht mehr einkriegen, wenn sie erfahren, dass Opel so eine tolle Anti-Vorurteils-Kampagne im Netz organisiert hat und sich sogar Joachim Krol, Ken Duken oder ähnliche bekannte Schauspieler dafür ins Boot oder besser Auto holt.
Darüber hinaus möchte ich als Verbraucherin auch nicht von Autokonzernen darüber belehrt werden, dass Vorurteile doof sind, denn das ist mir selbst zumindest theoretisch durchaus bewusst. Der Ansatz „Liebe kleine doofe Konsumenten, ich erklär euch jetzt mal die Welt“, ist anmaßend. Vor allem, wenn man bereits mit Absatzproblemen zu kämpfen hat. Man hätte doch das ADAC-Preise-Debakel viral für Opel nutzen können und zwar auf sehr humorvoll-sarkastische Weise. Opel hat wenig zu verlieren, ein wenig mehr rebellisch-kämpferische Haltung hätte mir wesentlich besser gefallen als eine Gardinenpredigt von der Stange.

Fremd- und Selbstbild der Unternehmen

Eine interessante Untersuchung hat die Agentur cuecon aus Köln auf ihrer Homepage veröffentlicht. Sie untersuchte die Werbeaussagen des Lebensmitteleinzelhandels, von Versicherungen und der Baubranche im Vergleich zur Wahrnehmung der Kunden. Kaum überraschend, dass der Kunde durchaus weiß, dass bei Edeka nicht immer der Mitarbeiter im Mittelpunkt steht und Versicherungen häufig nur solange Partner ihrer Kunden sind, bis der Schadensfall einsetzt.
Kunden konsumieren schließlich nicht nur Werbung, sondern auch Nachrichten. Da dürfte es den wenigsten entgangen sein, dass einige Filialen des LEH durchaus Nachholbedarf haben, was die Entlohnung und Wertschätzung ihrer Mitarbeiter betrifft.
cuecon zieht daraus aber den Schluss, dass die Unternehmen in ihrer Werbekommunikation wahrhaftiger sein müssten, weil die Diskrepanz zwischen Schein und Sein ihnen schade. Eine reichlich waghalsige These. Natürlich ist es für Werber immer schön, wenn das zu bewerbende Produkt oder Unternehmen mit einem echten USP (Alleinstellungsmerkmal) aufwarten kann. Aber mit der Werbung bsw. von Edeka wird die Marke durchaus gelungen emotionalisiert. Das können auch gelegentlich öffentlich werdende Konflikte mit den Mitarbeitern nicht grundsätzlich zerstören. Anders sieht es mittlerweile bei den Versicherungen aus. Seit Jahren werden Verbraucher darauf hingewiesen, dass Versicherungen sich teilweise auch bei recht offensichtlichen Fällen gegen einen Ausgleich sperren und mit ihren Juristen Schadensfälle aussitzen. Hier besteht durchaus der Eindruck, dass nur Schirme verteilt werden, solange die Sonne scheint. Deshalb wäre es zwingend notwendig, prüfbar kundenfreundlichere Angebote zu entwickeln, die sich vom Wettbewerb abheben. (Dies haben einige Versicherungen bereits verstanden und umgesetzt) Eventuell sollten auch die Probleme der Versicherungswirtschaft bei der Abwägung eines Schadensfalles deutlicher hervorgehoben werden.

Die Einschätzungen aus der Studie von cuecon stammen aus Mitarbeiterbewertungen der Plattform kununu und Amazon Kundenbewertungen. An dieser Stelle hat sich für Unternehmen tatsächlich vieles geändert. Kunden tauschen sich untereinander aus und es ist davon abzuraten, Blogs und Foren zu unterwandern. Stattdessen sollten die öffentlich gemachten Bewertungen regelmäßig Bestandteil der Analyse werden und die Erkenntnisse in die Unternehmensstrategie einfließen. Bottom Up statt Top Down muss die Devise lauten, wenn Unternehmen auch im Jahrhundert der transparenten sozialen Kommunikation erfolgreich bleiben wollen.